Die Geschichte unserer Volkshochschule

von Gerrit Heimsoth - 1. Vorsitzender und Leiter, 1988 - 2016

 

 

Liebe Freundinnen und Freunde der vhs Krempe,

ich möchte Ihnen, liebe Internetnutzer, die vhs Krempe e.V. vorstellen, die mit über 500 Mitgliedern zu den größten Volkshochschulen im Land in Bezug auf die Einwohnerzahl Krempes gehört (Krempe hat ca. 2500 Einwohner).

Zunächst ist erst einmal auf die Entstehung unserer Volkshochschule zurückzublicken und dabei an einige Persönlichkeiten zu erinnern, ohne die es die heutige VHS nicht gäbe oder nicht mehr gäbe.

Nach dem Kriege lag die Kulturarbeit weitgehend in den Händen der Stadt, hier vor allem bei dem städtischen Kulturausschuss unter der Leitung  des Ratsherren Pfeiffer. Die ge­ringen Mittel waren schnell verausgabt, so dass nur relativ wenige Veranstaltungen durchgeführt werden konnten.

Man muss allerdings alles aus der damaligen Zeit verstehen: die Stadt hatte andere Sorgen, denn die fast 4000 Einwohner waren unterzubringen

und zu versorgen. Schleswig-Holstein war ja voll von Flüchtlingen, die großes Leid erfahren hatten, und deren Not es zu lindern galt.

Deshalb ist es verständlich, dass die Stadt und ihre Bewohner andere Prioritäten setzen mussten.

Dennoch war der Wunsch vieler, vor allem erwachsener Menschen nach mehr Bildung, nach mehr Information und Unterhaltung vorhanden, die bestehende Einrichtungen nicht abdecken konnten. Von der Politik war man maßlos enttäuscht und hatte salopp gesagt, die Nase voll.

Als die Idee zur Gründung einer Volkshochschule in Krempe aufkam, war es der ehemalige Rektor der Mittelschule Herr Harry Schalkowski, der diese umsetzte. Er hatte schon in Bordesholm eine VHS geleitet und trat nun engagiert an und suchte zunächst Mitarbeiter, die er dann in zahlreichen Einzelgesprächen gewinnen konnte. Herr Schalkowski übernahm die Leitung der neuen Volkshochschule Krempe, Herr Pfeiffer die Geschäftsführung. Mit einer denkwürdigen Rede am 19. Oktober 1953 eröffnete er die VHS-Aktivitäten.

Seine Aufzeichnungen sind geschichtliche Dokumente der Nachkriegszeit Krempes. Man findet vieles, das zeitlos scheint und den Eindruck erweckt, erst gestern geschrieben worden zu sein. 2 Beispiele: Herr Schalkowski beschreibt darin die Skepsis vieler in Krempe, die sich mit der Gründung der VHS verband. Zitat: „Krempe sei kein Pflaster dafür, ... , wer in kultureller Hinsicht etwas auf sich gebe, der führe sowieso nach Hamburg oder nach Itzehoe oder nach Glückstadt ... .

So die damalige Kritik. Die Feststellung, „Das Geheimnis unseres Erfolges ist die Herzlichkeit und Wahrhaftigkeit, die vertrauliche Montagabend-Atmosphäre unserer VH, abgesehen von dem tatsächlichen Können unserer Dozenten“, bemerkte Herr Schalkowski, ist noch heute das Motto der vhs Krempe. In den beiden Anfangsjahren kamen fast 5000 Zuhörerinnen und Zuhörer zu den Vorträgen. Das ist ein Durchschnitt von 74 Personen pro Veranstaltung.

Wir haben lange Zeit an dieser Tradition der Vorträge festgehalten, obwohl es ist mittlerweile immer schwieriger geworden ist, Interessierte und qualitativ anspruchsvolle und auch bezahlbare Referenten zu gewinnen.

Die früheren Zahlen sind Zahlen, von denen man heute nur träumen kann. So erreichte Harald Bolten mit einem Film über Krempe, plattdeutsch erklärt, sage und schreibe 316 Personen.

Herr Schalkowski hatte eine engagierte Mannschaft zur Seite. Ich möchte nur einige Namen nennen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit Dr. Störmer als Jurist, der sich nicht nur an den Vorträgen und Diskussionsrunden sehr aktiv beteiligte, sondern auch die erste und zweite Fassung der VHS-Satzung er- bzw. über­arbeitete. Eine notwendige Satzungsänderung 1991 dauerte aufgrund rechtlicher Auslegungen fast 2 Jahre bevor sie

unter Dach und Fach war.

Ein weiterer Kämpfer für den \/olkshochschulgedanken war Bgm. Lorenz, der immer zur Stelle war, wenn seine oder die Hilfe der Stadt gebraucht wurde. Auch haben er oder seine Frau, weil sie ein Auto besaßen, Referenten aus Hamburg zu den Veranstaltungen geholt und anschließend auch wieder zurückgebracht. Die Referenten kamen anfangs alle aus Krempe. Es waren hiesige Handwerksmeister, Polizisten, der Pastor, Verwaltungsfachleute und Politiker z.B. Bgm. Lorenz, Herr Bolten, Herr Nielsen, Herr Störmer als Jurist und die unvermeidlichen Lehrer. An deren Spitze Herr Schalkowski selbst. Später wurde der Kreis weiter gezogen. Kamen Referenten von auswärts, so war Frau Schalkowski gefordert von dem (auch) damals geringen Lehrergehalt für des leibliche Wohl zu sorgen, was sicherlich nicht leicht war, aber ein Nachweis für das große Engagement ist.

Am 18. Januar 1956 verwirklichte Herr Schalkowski einen seiner liebsten Pläne und eröffnete im Klubzimmer des Hotels zum Kremper Hof eine Volkshochschul-AG, eine Arbeitsgemeinschaft, den Mittwochsgesprächskreis. Er selbst leitete die Diskussionen, teilte sich dann die Aufgabe mit

Dr. Störmer, der viele juristische und gesellschaftspolitische Themen behandelte und später den Kreis bis zu seinem plötzlichen Tode im Jahre

1980 allein fortführte.

1981 folgte Herr Gober und 1982 Herr Nielsen, der fast 25 Jahre diesen Kreis leitete, bis er aufgrund der Alterstruktur und des fehlenden Nachwuchses im Jahre 2006 aufgegeben werden musste. Herr Schalkowski trat 1960 als Vorsitzender zurück, blieb aber als engagierter Mitarbeiter der VHS erhalten. Mittlerweile war er voll in die Verbandsarbeit beim VDR (Verband Deutscher Realschullehrer) eingestiegen und hat deren Verbandszeitung aufgebaut und geprägt. Für seine großen Verdienste erhielt er am 19.12.1977 die Verdienstmedaille des Kultusministeriums.

Sein Nachfolger als VHS-Leiter wurde der Mittelschullehrer Herr Sievers, der aufgrund einer schweren Erkrankung nur relativ kurz dieses Amt ausführte. Sein Stellvertreter war damals der Rektor der Volksschule Herr Kuchta.

Es folgte eine Zeit ohne VHS-Leiter und Geschäftsführer, weil sich niemand fand. Hier zeigte sich der Kerl ut Kremp Harald Bolten mit seinem unverwüstlichen Tatendrang. Als Protokollführer nahm er sich verstärkt der VHS an. Er verwaltete sie und eine seiner größten Taten war, dass er Hans-Jochen Ehlers überredete, die Geschäftsführung zu übernehmen.

Das geschah am 31.5.1963, also vor 50 Jahren und HJE blieb 33 Jahre lang bis 1996 im Amt. Anfangs kochte dieser noch “auf kleiner Flamme“,

da der Beruf ihm wenig Zeit ließ.

1965 konnte Hans-Jürgen Lorentzen, der Nachfolger von Herrn Kuchta als Leiter der Volksschule, für die Vereinsarbeit gewonnen werden.

Nun hatte der Verein wieder eine vollständige Führung und wurde von 1968 an als eingetragener Verein im amtlichen Vereinsregister geführt.

Das Angebot vergrößerte sich, zahlreiche Studienreisen wurden angeboten und auch durchgeführt. Z.B. 1971 schon nach Prag und kurze Zeit später als eine der ersten westdt. Gruppen nach Moskau. Heute bieten viele Volkshochschulen Studienreisen an.

In der Zeit von 1972 bis 1977 war der Volksschullehrer Herr Gürich Leiter der VHS. Anschließend stellte sich aber wieder Herr Lorentzen für diese Aufgabe zur Verfügung, die er bis 1986 mit viel Herz und Verstand durchführte. Herrn Lorentzen beeindruckte immer wieder mit seinem ungemeinen Wissen und Engagement. Sein früher Tod war auch für den  Verein ein großer Verlust.

1987 übernahm nach langer, schwieriger Suche der Realschullehrer Bernd Walther den Vorsitz. Schon ein Jahr später musste er wegen schwerer gesundheitlicher Probleme das Amt niederlegen.

1988 kam ich dann an Bord. Im März 2016 traten Frau Dr. Maria Meiners-Gefken als 1. Vorsitzende und Leiterin und Lothar Schramm als ihr Stellvertreter ihre Ämter an und führen heute die VHS als Team weiter.

Für die Kontinuität der VHS-Arbeit stand aber der Geschäftsführer H.-J. Ehlers, der als Rentner in dieser Funktion geradezu aufzublühen schien.

2 schwere Operationen haben ihn nicht abgeschreckt, seine große Leidenschaft, die vhs Krempe, im Stich zu lassen.

Er prägte das heutige Bild der VHS.

Hier sollen nur einige Punkte erwähnt werden, die auf sein Wirken zurückgehen. Zunächst einmal der verstärkte Ausbau der Studienreisen,

Konzert- und Theaterfahrten. Fahrten in die Sowjetunion, 1987 nach Israel (in die Zeit der beginnenden Itifada, die bis heute immer noch anhält)

sind einige Stichworte, die mit den Aktivitäten Hans-Jochen Ehlers verbunden sind.

Herrliche Konzerte im Rahmen des Schleswig-Holstein-Festivals konnten besucht und genossen werden. Die Flügelanschaffung geht auf seine Initiative zurück. Er holte das alte Stadtmodell der Festung Krempe aus Fridericia, das vernichtet worden wäre und heute bei keiner Stadtführung ausgelassen wird und somit eine äußerst wichtige Aufgabe erhielt. Diese Aktion war nicht ganz problemlos. Er besorgte 1987 die Bühne für die VHS-Laienspielgruppe “De Kremper Böhlenbögers“. Unvergessen seine Aktion Sorgenkind 1984, bei der über 18000 DM gesammelt wurden.

110 Bäume wurden in Israel gepflanzt, die an die vhs Krempe erinnern. Die Liste kann noch erheblich erweitert werden, doch es reicht auch so,

die Verdienste von H.J. Ehlers richtig einschätzen zu können.

Seine Nachfolgerin wurde 1996 Frau Käseberg, die anders, aber nicht minder erfolgreich und engagiert seine Arbeit fortsetzt. Es ist jedoch heute um Vieles schwieriger geworden, Menschen zu aktivieren und auch die von außen kommenden Bedingungen machen die Arbeit nicht leichter, worauf später noch einzugehen sein wird.

Der Wirkungsbereich der VHS Krempe ist 1985 durch die Gründung der schon erwähnten Laienspielgruppe “De Kremper Bohlenbögers“ erfreulich erweitert worden. Die Idee von Antje Schuldt setzten sie, Reimer Detjens und andere in die Tat um. Im Herbst 1986 konnte das erste Stück erfolgreich aufgeführt werden. Heute ist diese VHS-Gruppe aus dem hiesigen Kulturleben nicht mehr wegzudenken. Ergänzt wird die Förderung der plattdeutschen Sprache seit vielen Jahren durch das alljährliche Angebot einer Lesung im großen Saal des Rathauses.

2011 stießen die „Kremper Tanzfreunde“ zur VHS und bereichern nun unser Programm mit intensiven Übungsabenden für jedermann und einem großen Jahresball.

Unsere Geschichte hat aber auch Phasen des Kampfes erlebt. Dabei muss besonders an die Auseinandersetzungen zu Beginn der neunziger Jahre um den Standort unseres Flügels, die fast 2 Jahre in Anspruch nahmen, erinnert werden, nur weil ein Schulleiter in „seiner Schule“ niemand anderes dulden wollte. Willi Steinmann, der uns nicht nur in dieser Situation vorbehaltlos zur Seite stand, prägte damals die schon legendären Worte von den „Flügelkämpfen der VHS“.

Wir haben aber mit dieser Ausnahme in der Vergangenheit bis zum heutigen Tage immer viel Unterstützung erfahren, was unsere Arbeit nicht nur erleichterte, sondern in den meisten Fällen erst möglich machte.

Zzt. hat unser Verein 511 Mitglieder, von denen ca. die Hälfte in Krempe wohnen. Die anderen kommen aus den Umlandgemeinden bzw. aus dem weiteren Kreisgebiet und auch darüber hinaus.

Mit fast 1400 Unterrichtsstunden erreicht die VHS jährlich über 2300 Menschen. Das entspricht fast der Einwohnerzahl Krempes.

Die Zukunft der vhs Krempe ist mit dem neuen Führungsteam erst einmal sichergestellt, vor allem wenn Sie als Interessent/in die Angebote der VHS weiterhin wahrnehmen.

 

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